Anne (IV)

Neue Stadt. Neues Leben.
Neue Liebe. Neues Glück. Hatten sie gesagt.

Und jetzt stand sie da. Irgendwie war sie in den letzten Wochen angekommen, aber gefühlt war ihr Herz noch auf Reisen. Wo genau wusste sie auch nicht. Leider bekam sie keine Ansichtskarten von unterwegs. Was wohl drauf stehen würde, fragte sich Anne – vielleicht: „Ich bin noch in Rom. Der Kaffee ist super. Du musst auch mal herkommen. Es würde dir gefallen. Das Licht ist ein besonderes.“ Was würde sie sich freuen, wenn sie die Nachricht in ihrem Postkasten findet. Sofort würde sie ihre Reise planen und sich schon vor dem geistigen Auge auf dem großen Platz sitzen sehen.

Doch so, so saß sie hier. Nicht ganz hier und noch nicht da.
Der Kaffee schmeckte ihr trotzdem. Die Liebe und das Glück werden nicht mehr lang auf sich warten lassen.

Anne (III)

Im Café. Der Kaffee ist heute stark, fast zu stark. Menschen laufen vorbei. Die Sonne scheint, aber es ist noch kalt. Ein schöner Februartag, der schon ein Hauch Frühling verspricht.

Anne nippt an ihrem Kaffee. Ihre Oma hatte immer gesagt: „Je dünner das Porzellan, desto feiner.“ Diese Kaffeetasse ist also nicht fein, dafür ist sie weiß. Das passt zur Zeit, dachte Anne. Einfach mal eine Farbe dranklatschen und meinen es sei jetzt neu. Dabei kommt es doch auf die inneren Werte an, verdammt nochmal auch bei einer Kaffeetasse. Denn was bringt die schönste Tasse, wenn der Kaffee nicht schmeckt.

Darüber musste sie noch einmal nachdenken.

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