In seinen Augen war die Last zu sehen, die er so lange mit sich getragen hatte. Nun war er angekommen um Rast zu machen. Sein Weg würde weiterführen. Seine Suche war hier noch nicht beendet.
Einen Schluck Wasser nahm er zu sich und schaute sich ruhig um. Waren es doch die Kleinigkeiten, auf die er so viel acht gab.
Ganz in sich gesunken und mit großen Augen saß er da.
Draußen war es schon dunkel geworden. Das war ihm lieber. Er meinte, in der Nacht könne man die Seele der Menschen besser ansehen. Die grelle Sonne zeige nur die Maske. Bei zartem Kerzenlicht hätte alles einen sanften Schimmer und sähe friedlich aus.
Er sprach wenig und doch war es viel was er von sich gab.
Wonach er suche wisse er auch noch nicht, aber wenn er es gefunden hätte, wäre es offensichtlich.
Und irgendwann, Stunden später, als der Mond hell durch das Fenster schien, stand eine Träne in seinem Auge. Sanft legte er seinen mit grauem Haar bedeckten Kopf zurück und atmete tief ein.
Einmal, sagte er, da sei er einer wunderschönen Frau begegnet. Schon von weitem habe er ihr strahlendes Lächeln gesehen. Sie sah wie eine Elfe aus; um sie herum lag ein weißer Schimmer. Und sie ging nicht. Ihr Gang gab den Anschein, als ob sie Flügel tragen würden und durch die Lüfte schwebe.
Die Zeit wäre nicht auf ihrer Seite gewesen. Aber noch immer denke er in einsamen Nächten an ihr duftendes Haar, durch welches er strich – und ihre zarte Pfirsichhaut, die er zärtliche berührte.
In einer Nacht würde manchmal mehr geschehen, als in einem ganzen Leben.
So saß er in dem Sessel. Seine Stiefel offen geschnürt. Seine kräftigen Hände hielten den Wanderstock, der ihm auch beim Aufstehen half.
Es war still. Da schlief er ein.
Am nächsten Tag, als die Vögel gerade erst aufgewacht waren und der Mond unterging, war er schon fort.
Einen Zettel hatte er zurückgelassen, auf dem geschrieben stand:
„Verpasse nie die Chancen, die dir das Leben gibt. Jede von ihnen ist wertvoll.
Schon ein Moment kann dein ganzes Leben verändern.“
(4. Januar 2005)